Heute morgen waren sie tatsächlich wieder da, meine Fragen von gestern:
Wie kann ich meine Bedürfnisse besser erspüren und sie zusammen mit den Bedürfnissen anderer Menschen erfüllen?

Die Antwort, sie lag bereits am ersten Tag meiner Reise auf dem Esstisch von Niklas Wohnung in Gestalt eines Buches. Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Ich blätterte irgendwo mittendrin hinein und gleich der erste Satz, löste eine Gänsehaut in mir aus.

Jetzt habe ich auch die Gelegenheit, mich darin zu vertiefen. Ich habe das Buch heruntergeladen und lese es mir sehr intensiv durch. Einige Passagen darin sind so geschrieben, dass ich das Gefühl habe: der Autor war in meiner letzten Beziehung Zeuge gewesen und hat das Geschehene niedergeschrieben . Tränen fließen.
GFK kann man so ganz gut umreissen:
Erstens: Beobachte dich selbst – was ist lebendig in dir? Und zweitens: Wodurch würde sich deine Lebensqualität verbessern, was würde dein Leben bereichern? Lerne diese beiden Dinge zu kommunizieren, ehrlich, ohne jegliche Kritik. Es sind nur diese beiden Fragen. Es geht darum, sie gegenüber anderen Menschen auszudrücken und entsprechende Informationen von seinem Gegenüber empathisch aufzunehmen.
Die Veränderung, die durch das Begreifen von GFK in mir geschieht, fühlt sich so

intensiv an, dass ich zwischendurch Pausen brauche, weil ich das Gefühl habe, dass mein Gehirn sich neu verdrahtet. In den Pausen laufe ich viel im Rheingauviertel und Westend von Wiesbaden herum, lass mich treiben und inspirieren von den Menschen, der Schönheit der Altbauten, von der doch überraschend frischen Luft. Es hat sich nicht viel verändert in den letzten 7 Jahren meiner Abwesenheit. Aber nun kann ich viel intensiver diese Schönheit und besondere Athmosphäre der Stadt aufnehmen. Wie schön, dass es voller Bäume ist. Wie wunderschön viele Gebäude gestaltet sind.

Echte Begegnungen habe ich wenige. Die meisten Menschen sind sehr beschäftigt mit ihren Anliegen, fokussiert auf die nächsten Ziele. Sonne und Schatten sind im Gleichgewicht, sehr angenehm fühlt sich das an. Immer wieder lese ich weiter in der Wohnung, immer wieder gehe ich wieder hinaus.

Heute schließe ich auch das erste Buch zu GFK ab. Morgen würde ich gerne das Übungsbuch anfangen. Aber langsam wird es auch Zeit weiter zu planen.

Nach einigem hin und her ist klar, meine nächste Station wird die Kölner Innenstadt werden. Gleich Morgen früh wird mich eine Mitfahrgelegenheit nach Köln fahren. Dort kann ich bei Bianca ein paar Tage bleiben. Bianca hat tolle Veranstaltungen ausgesucht. Außerdem hätte ich dort vielleicht wieder die Chance, Menschen durch Veränderungsprozesse zu begleiten. Mal schauen, was kommt. Ich versuche mich mal wieder treiben zu lassen. Im Epizentrum der Ablenkung, wie Bianca Köln nennt.
