…oder auch… Ferienkind Polis allein zuhaus.
Polis: damit bin ich, der Gastgeber dieses blogs gemeint.

Polis, möchtest Du heute mit in die Philharmonie zu GAS? Ich stehe da auf der Gästeliste. “Nein, ich setze mal einen Tag aus” antwortet mir Polis “aber ich würde mich freuen, wenn du darüber einen Gastbeitrag für meinen Blog schreibst.”
Kein Grund für mich, beleidigt zu sein.
Es lagen bereits zwei ungewohnt ereignisreiche Tage bei tropischen Temperaturen im Kölner Großstadtdschungel hinter meinem Lieblings-Ex Praktikanten.
Aachener Weiher Open Air Party mit viel Musik und Feiervolk, Kunstroute Ehrenfeld, Streetfoodmarket, diverse Reparaturarbeiten bei der Gastmutter, ein „Monster Magnet“-Konzert in der Live Music Hall usw.
Keine einfache Konfrontationstherapie für jemanden wie Polis, der nach drei Jahren Idylle auf einem abgeschiedenen Ponyhof in Südfrankreich von mir ins pralle Leben gestoßen wurde. Jetzt sollte mal ein Tag Ruhe im Karton sein.

Vor der Philharmonie wartet bereits mein Konzert-Mäzen, Slan Briack. Die Tickets, sowie meine Lizenz zum fotografieren hatte er bereits besorgt. Leider ist es uns nicht vergönnt, nebeneinander zu sitzen, obwohl der Saal nur zur Hälfte belegt ist.

Ich für meinen Teil habe den akustisch perfekten Platz neben dem Soundingenieur mit perfekter Sicht aufs Geschehen. Mit einer, für die Philharmonie ungewöhnlichen Verspätung von 15 Minuten, verdunkelt sich der Saal, und die ersten Visuals werden auf der gigantischen Leinwand projiziert. Dann kommt ein Schatten auf die Bühne und stellt sich vor seinen Laptop.

Die Musik ist zu Beginn düster, flächig, wabernd, die Projektionen anfangs streng geometrisch, mathematisch und erinnern mich in ersten Drittel sehr an ganz frühe Studio K5 Animationen, die ich selbst Anfang der 1990 auf verschiedenen Partys zur Musik live gemischt und projiziert habe.
Damals noch mit zwei Beta-SP Playern und einem Grass Valley Video-Mischer. Alles immer gratis ausgeliehen, inklusive 3 Röhren Video Beamer und Leinwand von meinem damaligen Chef einer kleinen Firma, der keine Ahnung hatte, wofür genau ich das Zeug am Wochenende immer brauche.
Aber zurück zu Wolfgang Voigt, aka „GAS“. Von der strengen Geometrie verändert sich der Film organisch zu einer Art Blutkreislauf, alles fließend, keine harten Schnitte.
Die musikalischen Flächen bekommen pulsierende Impulse, ohne dass man wirklich von Beat sprechen könnte. Dem Blutkreislauf folgen Nahaufnahmen von Pflanzen in sepia, die in ultra Slomo überflogen werden.

Das letzte Drittel ist bestimmt von düsteren Waldaufnahmen, durch die die Kamera auch in super Slomo schwebte. „So könnte der Tod aussehen“, denke ich. Mein Fazit: Beklemmend düster und fesselnd. Du hättest mitkommen sollen, Polis.
Danke! Gastmama Bianca! Gerade dein letzter Satz deines Gastbeitrags gibt mir das Gefühl, wirklich etwas verpasst zu haben.
Wer das Konzert besuchen will, hier die weiteren Tour-Daten von GAS.