Am Meer in Leptokarya! Ein Fest der Pontosgriechen. Ikaria zieht mich magisch an!

Leptokapya beach, Kterini, Pieria - Platon Kiriazidis

Mein Tag in Katerini beginnt um 7:00. Über Nacht habe ich die Fenster-Rollos oben gelassen, damit ich mit der frischen Nachtluft gut schlafen kann. Doch nun heizen die frühen Sonnenstrahlen mein Schlafzimmer derart auf, dass ich anfange zu schwitzen. Anfang Juni gibt es diesmal bereits die erste Hitzewelle.

Das sieht mein Vater ganz anders und lacht. „Wir sprechen hier erst ab über 40° von einer beginnenden Hitzewelle. Jetzt haben wir doch nur 29° und es sollen ja auch nur 36° werden heute.“ Nur?! denke ich mir. Mir reicht ´s bereits „dicke“.

Ich erlebe zum ersten mal den Alltag meines Vaters

Wir beeilen uns und frühstücken schnell, denn mein Vater will unbedingt heute noch in der Innenstadt von Katerini seine Ämter-Angelegenheiten erledigen. So kenne ich ihn. Er ist sehr zielorientiert und kann fast nie stillstehen.

Er braucht fast immer “Action”. Seine „Lieblingsaction“ sind Besuche bei Banken und öffentlichen Ämtern. Anschließend kann er sich herrlich darüber auslassen, dass es hier nicht so schnell funktioniert, wie er es aus Deutschland kannte.

Katerini Platia City - Platon Kiriazidis
der Hauptplatz in der City von Katerini ist fast immer voller Menschen

Nachdem er heute gemeinsam mit mir seine „Action“ hinter sich gebracht hat, setzen wir uns an seinem Stamm-Café mitten auf dem Hauptplatz von Katerini-Stadt.

Hier trifft er vorwiegend seine Bekannten, die früher in Rüsselsheim arbeiteten und später als Rentner nach Katerini zurückgekehrt sind. Genauso wie er selbst. Sie können wohl verstehen, was meinen Vater an den griechischen Ämtern so stört, denke ich mir. Gemeinsam können sie aber gut darüber lachen und die Zeit vergeht schneller.

Im Café in Katerini - Platon Kiriazidis
im diesem Café treffen sich oft die Rentner aus Rüsselsheim. Rechts: Xenophon, Mitte: mein Vater, dann ich

Ich lerne gerade den Alltag meines Vaters kennen. Endlich! Das war während der gemeinsamen Jahre in Rüsselsheim kaum möglich gewesen, denn wir führten damals einen Kiosk/Trinkhalle in Familienbetrieb. Da der Kiosk immer von 4:30 – 21:00 offen hatte, kannte er damals nur so etwas wie einen Arbeitsalltag. Wie schön, dass er nun mehr Zeit hat, sich in Ruhe etwas zu gönnen.

Café in Katerini, greek life - Platon Kiriazidis
die andere Seite des Cafés: trotz Krise, viele Cafés des Hauptplatzes sind gut besucht

Ich merkte früher, dass auch ich die innere Unruhe meines Vaters in mir trug und mir kaum etwas gönnte, ohne schlechtes Gewissen zu haben. Mittlerweile ist es besser geworden und ich setze mich nicht mehr unter Druck. Nur so ist es auch möglich, überhaupt diese Reise ohne ständige Ziele überhaupt anzutreten. Wie schön, dass sich das verändern durfte.

 

https://www.discovergreece.com/de/mainland/macedonia/katerini
das Haus ist zu groß zu unterhalten geworden für meinen Vater

Erstaunlich war für mich aber, dass mein Vater mich meinen eigenen Weg gehen lässt. Er vertraut mir mehr als früher. Das spüre ich. Ob das daran liegt, dass ich es auch ausstrahle?

Jedenfalls steht er hinter mir und bedrängt mich nicht, in ein altes Lebensmuster aus geregelter Erwerbsarbeit und weniger persönlicher Freiheit zurück zu kehren. Er ahnt wie viel glücklicher und zufriedener ich geworden bin. Sogar allen meinen Vorschlägen zum Verkauf des Hauses stimmt er diesmal zu. Das gab ´s noch nie!

 

Endlich am Meer!

Leptokarya Beach Oympus - Platon Kiriazidis
am Strand von Leptokarya, hinten wolkenbedeckt der Olymp, 2918m hoch

Danach machen wir uns endlich bereit nach Leptokarya, ans Meer, zu fahren. Dort ist das Meer sauberer als an den Stränden von Katerini. Dafür fahren wir  aber auch 15 min mit dem Auto weiter südlich der Küste entlang.

Leptokarya kannte ich früher als kleines Fischerdörfchen mit einem Campingplatz . Mittlerweile hat es jede Menge Hotels, Restaurants und viele Touristen aus Osteuropa. Es gibt jedoch noch einen ruhigen Strandabschnitt, den wir zum Schwimmen bevorzugen.

Am Strand beach von Leptokarya - Platon Kiriazidis
das Meer heute in Leprokarya; fast karibisch blau

Gegenüber dem Strand von Leptokarya erhebt sich majestätisch der Olymp in empor. Ein mächtiger grüner Felsriese, der von einem Nationalpark umgeben ist und die gesamte Gegend um ihn herum mit frischen Quellwassser versorgt. Man kann den Olymp von Litochoro aus über die Schlucht von Epineas bis hoch zum Gipfel (Mytikas) wandern. Auch schön: Von Olymp aus mit dem Gleitschirm hinunter bis ans Meer fliegen . Das möchte ich gerne mal machen. Vielleicht schaffe ich es diesmal.

Das Meer ist heute Nachmittag schön sauber und kaum wellig. Ich genieße es, am Meer zu sein. Das Wellenrauschen, der Wind, das Salzwasser auf der Haut zu spüren. Schöne Kindheitserinnerungen kommen hoch. Selbst mein Vater verändert sich merklich im Meer und kann sich lange treiben lassen beim Schwimmen, atmet tiefer und blüht hier förmlich auf. Diese Leichtigkeit und dieses sich Fallen lassen, da tut uns so gut.

 

Das Fest der Pontosgriechen

Fest der Pontosgriechen - Platon Kiriazidis
Impressionen vom Fest

Etwas später jedoch verändert sich das Wetter schnell und es fängt an zu regnen. Eine schöne Abkühlung für die Natur und für mich.

Mein Vater und ich fahren wieder zurück nach Katerini, ziehen uns um und besuchen ein Strassenfest der Pontosgriechen, in dem der bekannten Sänger Stathis Nikolaidis auftreten wird. Unser Nachbar, Mihalis, ist auch dabei, denn er mag den Sänger sehr.

Stathis Nikolaidis und Fans - Platon Kiriazidis
Mein Vater, Stathis Nikolaidis und Mihalis, der ein großer Fan des Sängers ist

Das Fest findet mitten auf der Strasse von Neokaisareia statt, einem Dorf westlich von Katerini. Zu unserer Überraschung ist bis kurz vor dem Auftritt von Nikolaidis relativ wenig los. Normalerweise sind gerade die Feste der Pontiergriechen rund um Katerini sehr gut besucht und die Menschen sind ständig am Tanzen.

Ich erfahre jedoch von Mihalis, dass es mittlerweile wohl ein Überangebot von solchen Festen geben soll und sich die Pontosgriechen inzwischen genau überlegen, wann und wo sie hingehen. Die Finanzkrise drückt auch mächtig auf ´s Portemonnaie der Menschen hier.

Ich bin auch Pontosgrieche, was die Endung „-idis“ meines Familiennamens signalisiert. Ich finde sowohl die Musik wie auch die Tänze total toll. Dieses Gefühl der Gemeinschaft ist einzigartig. Mein Vater übersetzt mir die Texte der Lieder, denn ich verstehe selbst leider zu wenig Pontiaka. Wir müssen oft lachen, denn die Texte sind oft erotisch und sehr lustig geschrieben. Schalk im Nacken sagt man dazu auf deutsch, glaube ich.

Beim Fest der Pontosgriechen - Platon Kiriazidis
Mihalis, mein Vater und Ich beim Fest

Der Sänger, Nikolaidis, singt sie sehr emotional. Spät in der Nacht wird es doch noch voller beim Fest. Ich nehme mir vor, die Tänze auf jeden Fall noch bald zu lernen, um es noch mehr zu genießen. Hier kann man sich selbst ein Bild machen:

Mehr Videos aus dem Fest gibt es hier auf meinem Video_blog auf Youtube zu sehen.

Gegen Mitternacht fahren wir wieder nach Hause. Ich werde dann noch ein wenig nachdenklich zu später Stunde und reflektiere meine bisherigen Erlebnisse aus meiner Heimat:

Nach zahlreichen Gesprächen mit verschiedensten Einheimischen in Thessaloniki und Katerini fällt mir auf, dass sehr viele Menschen zwar  unglücklich mit ihrer Arbeit sind, aber keinerlei Alternative kennen, zu ihrem jetzigen Leben haben. Das finde ich schade.

Auf meine Frage, ob sie irgendetwas kennen, was ihnen Freude im Leben bereitet oder Selbstzufriedenheit, antworten fast alle mit einer langen Denkpause und dann mit “Nein”. “Gemüseanbau”oder “Reisen” oder”mich um meine Familie kümmern” heißt es meistens anschließend, wenn ich weiterfrage.

Sie sehen selbst in den Medien, dass immer mehr Menschen aus Ihren Berufungen, wie Yoga, Meditation, Reisen, Coaching u.v.m., einen erfüllenden Beruf gemacht haben. Dennoch können sie es für sich nicht vorstellen, dass sie mit der beruflichen Ausübung ihrer Leidenschaft auch gut verdienen können. Vielleicht sind ihnen Selbstvertrauen, Mut und Gemeinschaftsgefühl in Jahren der Krise zudem noch abhanden gekommen.

Ikaria zieht mich an

Einen Hoffnungsschimmer aus Griechenland habe ich heute Nacht zufällig (?) entdeckt. Auf der Insel Ikaria sollen die glücklichsten und langlebigsten Menschen weit und breit wohnen. Ikaria gehört zu den sogenannten Blue Zone Orten, in denen die Lebensqualität besonders hoch sein soll.

Auf Ikaria vergessen die Menschen zu sterben, heißt es ganz plakativ. Ein Video von der Deutschen Auswanderin, Anna Avramidou, hat mich darauf gebracht. Sie deutet, darin auch an, woran das speziell auf Ikaria wohl liegen mag. Es lohnt sich, es sich anzuschauen, finde ich.

Ihre Vita und die spannende Migrationsgeschichte kann man hier lesen:

http://www.spiegel.de/karriere/ausgewandert-nach-griechenland-eine-deutsche-ueber-das-leben-auf-ikaria-a-1207361.html

Weitere tolle Links zu Ihr und ihrem Beruf als Klangtherapeutin:

 https://www.sound-world.eu/

Ihr Mann Nikos liebt offensichtlich – wie mein Vater auch – Olivenbäume und verkauft hier sein eigenes Olivenöl:

https://www.nikosinthegarden.com/

Ich möchte spätestens im September nach Ikaria reisen, um dieses tief entspannte Lebensgefühl intensiv zu spüren und auch die Menschen kennen zu lernen. Vielleicht  wäre Ikaria der richtige Ort, um meine Lebe-frei-und-erfüllt-Seminare dort anzubieten. Mal schauen.

Ich bin jetzt noch mehr inspiriert worden und möchte noch unbedingt ein paar schöne Orte vielleicht vorerst auf Skiathos und Skopelos kennen lernen. Mal schauen, ob es sich ergeben wird.

Leptokarya Olymp - Platon Kiriazidis

 

2 Antworten auf „Am Meer in Leptokarya! Ein Fest der Pontosgriechen. Ikaria zieht mich magisch an!“

  1. Lieber Polis,
    ein sehr schöner Reisebericht und auch eine schöne Familiengeschichte. Freut mich.
    Liebe Grüße
    Gregor

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