Als ich aufwache ist es in meinem Mehrbettzimmer hell. Die Nacht war trotz der vielen Menschen im Zimmer recht ruhig gewesen. Nach dem Aufwachen beschließe ich erst einmal schwimmen zu gehen, ich brauche Bewegung.
Im Thermalbad des Hotels Sonnenstrahl läuft getragene Musik und es läuft eine Therapiesitzung im Wasserbecken ab. Ein Mann hält sanft eine Frau in seinen Armen und lässt sie entlang der Wasseroberfläche schweben. Es sieht so aus, als ließe sie sich ganz fallen. Ein Gefühl „wie im Bauch der Mutter“ spüre ich spontan.
Nach ein paar ganz ruhigen Schwimmzügen im warmen Thermalwasser und einem schnellen Frühstück, geht endlich das Seminar los.
Ich lerne mein Wahrnehmungssystem kennen
Die erste Überraschung sehe ich gleich am Anfang. Von den 10 Teilnehmern sind 4 männlich. Psych-K spricht also anscheinend immer mehr Männer an. Es ist von Robert M. Williams entwickelt worden und maßgeblich von Bruce Lipton in die Welt hinausgetragen worden, zwei Männern also. Es hat aber auch den Ruf schnell und effektiv zu wirken.
Als erstes lerne ich, welche Wahrnehmungssysteme bei mir ausgeprägt sind und welche nicht. Eine sehr wichtige Information für eine gute Kommunikation. Ein Beispiel dazu: Wer einen Chef hat, der gut optisch wahrnimmt und akustisch nicht so gut, kann schriftlich mit seinem Chef besser kommunizieren. Das ist viel effektiver als telefonisch z.B.
Mein Übungspartner und ich lesen uns zunächst gegenseitig verschiedene Begriffe vor. Das Wort „Tunnelblick“ z.B. spricht unser visuelles Wahrnehmungssystem an, „Stille“ dagegen eher das auditive und „Griff“ das kinästhetische.
Ich rechne damit, dass ich durch meine Berufe als Cutter/Video Editor und DJ visuell und auditiv stark bin und dass meine kinästhetische Wahrnehmung eher schwach ausgeprägt ist. Zu meiner Überraschung ist meine auditive Wahrnehmung schwächer ausgeprägt. Die kinästhetische und die visuelle sind beide „stark“.

Ich fühle eine Blockade aus der Kindheit
Die auditive Begriffe „Schwätzer“ und „Plappermaul“ empfinde ich massiv abwerten. Sie lösen in mir einen Stresszustand aus. Das habe ich gleich gespürt als sie ausgesprochen wurden von meinem Übungspartner. Die Überprüfung meines inneren Zustands mit dem Muskeltest bestätigt es auch eindrucksvoll. Doch, woran liegt es?
Brunhild Hofmann, unsere Seminarleiterin erzählt uns, dass es unverarbeitete Stresszustände aus der Kindheit sein können, die in uns noch heute wirksam sind und sich noch genauso anfühlen. Ich spüre sofort einen körperlichen Ausschlag an der Brust und weiß sofort, woran es bei mir liegt.
Als Kind hatte ich nie das Gefühl, dass mein Vater mir zuhört und sich für mich interessiert, geschweige denn liebt. Er hat mir sein Interesse nur befehlsartig zeigen können. Vor kurzem erst in unserem gemeinsamen Urlaub in Griechenland, hat er mir gesagt: ich habe mich für dich interessiert, ich habe dir doch immer gesagt, was du machen musst!
Ich jedoch wollte von meinem Vater nicht hören, was ich machen muss und habe diesen akustischen Kanal möglichst ausgeblendet. Als Kleinstkind bin ich zuvor mit viel Aufmerksamkeit und Liebe von meinem Opa großgezogen worden, er war gefühlt für mich mein „Dad“ gewesen, von ihm hätte ich gerne Ratschläge angenommen, aber nicht von meinem Vater.
Mangels Vertrauen und aus Angst, ich könnte weggeben werden, wenn ich nicht „funktioniere“, konnte ich damals jedoch meine Gefühle nicht Preis geben. Daraus ist dann ein kindlicher dauerhafter Stresszustand entstanden.
Entweder sagte ich gar nichts mehr oder aber es hatten sich so viele unangenehme Gefühle in mir aufgestaut, dass ich anfing viel drumherum zu reden. Stressbedingt.
Wie schön, dass ich nun die Chance habe, das in Gleichgewicht (Balance) zu bringen.
Die Auflösung der Blockade
Das geschieht so: Mein Übungspartner stellt erstmal die Kommunikation her mit meinem Unterbewusstsein und holt anschließend die Erlaubnis vom Überbewusstsein zum Ausbalancieren. Danach wird die passende Methode abgefragt und durchgeführt.
Anhand der richtigen Methode wird ein ausgeglichener Zustand der beiden Gehirnhälften erschaffen, der den Zustand der Blockade auflöst und neue konstruktive Gefühlszustände in diesem Bereich dauerhaft integriert. Anschließend wird wieder überprüft, ob sich die Veränderung/die Balance eingestellt hat.
Das alles passiert konzentriert und in angenehmer innerer Stimmung. Nach etwa 10 Minuten liest mein Übungspartner erneut diese Begriffe vor und ich bleibe innerlich ruhig und gelassen.
Auch wenn ich es nun schon oft erlebt habe, ist es für mich erstaunlich, auf welche effektive und angenehme Art und Weise diese Methoden mir helfen, gewünschte Veränderungen zu vollziehen.
Früher glaubte ich mal, dass persönliche Veränderungen nur schwer und mit viel Mühe überhaupt durchführbar seien. Ein weiterer Glaubenssatz, den ich inzwischen mit Leichtigkeit auflösen konnte.

Wichtig für Coaches und Redner: Non-Verbale Kommunikation
Erneut zu zweit üben wir nun, wie man ruhig und gelassen bleiben kann, wenn bei einem seiner Vorträge z.B. jemand aus dem Publikum sich nicht für meine Ausführungen interessiert und es offensichtlich zeigt.
Dazu erzählt erst der eine 1 Minute lang eine Geschichte und der Zuhörende hört zunächst aufmerksam zu. Nach der Erzählung wird anhand des Muskeltests überprüft, ob beide Partner das gut können.
Der Muskeltest ergibt: Ich bin ein guter Zuhörer wie auch ein guter Redner. Es gibt aber auch Menschen, die nicht gut erzählen oder aufmerksam zuhören können. Das wird dann anschließend durch den Muskeltest festgestellt.
Unangenehm, wenn jemand nicht zuhört
Das ändert sich jedoch dann bei mir, als dann im zweiten Schritt mein Übungspartner mir nicht mehr aufmerksam zuhört, sondern sich bewusst wegdreht und z.B. aus dem Fenster schaut. Nun bin ich völlig verunsichert und kann mich nicht darauf konzentrieren, was ich überhaupt sagen soll.
Ich suche nach Worten. Der Muskeltest bestätigt, dass ich damit gestresst bin. In einer Coaching-Situation würde ich dann anfangen zu kämpfen und wohl „den Faden verlieren“.
Im nächsten Schritt wird erneut die Erlaubnis zum Ausbalancieren eingeholt und die passende Methode zum Ausbalancieren bei mir abgefragt und durchgeführt. Danach darf ich wieder 60 Sekunden erzählen während mein Übungspartner sich erneut wegdreht und mit den Findern tippt usw.
Nicht mehr unangenehmen, wenn jemand nicht zuhört!
Die Veränderung: Jetzt macht es mir nichts mehr innerlich aus und ich kann mich leicht darauf konzentrieren, auf das was ich sagen möchte. Schön.
Ich sehe hierin einen großen Fortschritt, denn ich kann so weiterhin in meiner Energie und Kraft bleiben, wenn jemand anders sich nicht für meine Themen interessiert. Das kommt in unser aller Leben nun mal vor. Fokussiert bleiben und An-sich-glauben hilft.
Wir lernen die Überzeugungspunkte des Körpers kennen
Nachmittags teste ich die non-verbale Übung aus Neugierde nochmals mit einem anderen Kursteilnehmer als zuvor – tatsächlich, ich bleibe gelassen. Wenn es meinem Gegenüber nicht interessiert fühle ich mich frei zu agieren, wie es mir beliebt.
Dann lernen wir noch die sogenannten Überzeugungspunkte in unserem Körper kennen. Das sind Orte auf unserem Körper, auf denen wir bestimmte Gefühle gut spüren können, Energiebahnen.
Mit Hilfe der Überzeugungspunkten werden wir dann noch komplexere Balancen durchführen lernen, mit denen wir z.B. positive Veränderung auch innerhalb von Partnerschaften anstoßen können.
Trotz der Intensität fühle ich mich nach wie vor wie im Urlaub und freue mich auf die kommenden Tage!